Der halbjährliche Zahn-TÜV steht an, ein Termin, den die schwer beschäftigte Lovis mal eben schnell am frühen Vormittag vor der Dienstverpflichtung erledigt. Lästig, Augen zu und durch!
D.h. eigentlich geht es mit der Belästigung schon am Tag vorher los. Da ruft nämlich der Tresendienst meiner Dentaldoktorin an, um mich an den Termin zu erinnern. Tut sie das, weil sie nett ist oder weil sie Lovis aufgrund von zunehmender Alterssenilität es nicht mehr zutraut, sich den Termin zu notieren?
Natürlich beiden: Nein!
Sie tut das auf Anweisung ihrer Chefin, die dafür dann auch prompt 10,72 € in Rechnung stellt:
Beratung mittels Fernsprecher. Für mein sensibles Rechtsempfinden ist das Beschiss an der Krankenkasse und somit an uns allen, denn hier wird nicht medizinisch beraten, sondern ohne Aufforderung, der Patient telefonisch belästigt und unaufgefordert an einen Termin erinnert. Das läuft so bei jedem Patienten, da ist das ärztliche Eigenheim schnell finanziert.
Nun lege ich mich mit der Frau aber nicht an, die geht mit gefährlichen, mitunter zu Verletzungen fähigen Geräten in meine Mundhöhle. So eine Frau verärgert man nicht, da halte ich selbige, also die Mundhöhle brav geschlossen und denke mir meinen Teil.
Wie erwähnt schlage ich da zu fast nachtschlafender Zeit auf, eine Tageszeit, in der es mich selten nach ausführlichen Gesprächen gelüstet. Interessiert aber das putzende Personal nicht. Jedes Mal wird mir minuziös erläutert, wann man mich wie flachlegt, mit welchem Gerät man mir welche Art von Zahnstein entfernt, dazu noch der ortsübliche Smalltalk. Hat sie so auf der Fortbildung gelernt, macht man so und die Kundschaft kann sich mit offenem Mund sowieso nicht wehren. Ich schließe meine Augen und schalte auf Durchzug. Wahrscheinlich wird das Gequatsche als eingehende Beratung abgerechnet.
Wie jedes Mal werde ich gefragt, ob ich denn auch brav Zahnseide verwende und ich bejahe brav. Selbstverständlich regelmäßig, zu jedem ersten rollt bei mir ein Kleinlaster mit der neuen Zahnseidelieferung vor, so einen Verschleiß habe ich. Mit dieser Lüge erspare ich mir zumindest den Vortrag über den Nutzen von Zahnseide.
Heute eine neue Variante: „Knirschen Sie mit den Zähnen?“
„Warum sollte ich?“
„Nein? Auch nicht im Schlaf?“
„Nein, man! Ich bin tiefenentspannt! Ich habe keine Feinde, die ich nachts im Schlaf anknurre!“
„Ja, wenn Sie nämlich knirschen, müssten Sie eine Schiene tragen.“
„Mäuschen, lies es von meinen Lippen ab: Ich knirsche nicht! Weder tags- noch nachtsüber. Und, wenn ich es täte, würde ich mir trotzdem nachts nicht so ein Plastikteil ins Mäulchen schieben. Ich will nachts pennen. Ist das klar? Keine Schiene!“
„Ich mein ja man nur … „
Wahrscheinlich war gestern der Vertriebler für Schienen da und wenn die 2000 Stück vor Weihnachten an den Mann, bzw. an die Frau bringen gibt’s einen Satz Winterreifen als Prämie obendrauf.
Die Studierte betritt zur Endabnahme den Raum. Alles fein, keine Beschwerden, keinen Befund. Doch, eine klitzekleine Beschwerde meinerseits, die vor zwei Jahren eingebauten Ersatzteile fangen an zu zerbröseln. Sprich die Kronen im Schneidezahnbereich weisen deutlich Ecken und Kanten auf und ich frage mal vorsichtig nach, ob da ne gewisse Materialermüdung und/oder ein Materialfehler vorliegt.
Ich bin zwar noch nicht in dem Alter, wo ich Nahrung nur noch im pürierten Zustand zu mir nehme, aber deutlich aus dem Alter raus, wo ich die Bierflaschen mit den Zähnen öffne. Ergo ist nicht einzusehen, dass die Dinger schon nach zwei Jahren deutliche Spuren aufweisen. Die Vorgänger haben tadellos 20 Jahre gehalten.
„Beißen Sie mal zu! Isabelle, den Spiegel! Sehen Sie! Ihre Zähne beißen aufeinander!“
„Das ist ja ein Ding!“
„Und wenn Sie das nachts im Schlaf machen, dann sehen die Kronen so aus. Sie sollten nachts eine Schiene tragen…“
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHH“