Und dann war da noch diese süße Geschichte.
Letzte Woche hatten wir hier ja Voll-Quarantäne.
Die Seuche war ausgebrochen.
Alle drei!
Morgens alle im Bett, Rollos runter.
Wir ahnten ja nicht, dass wir damit einen Großeinsatz an Nachbarschaftshilfe auslösten.
Phase 1: Oma Bollmeyer(85), Nachbarin von schräg gegenüber, zieht planmäßig um 6:30 Uhr morgens, weil sie das seit 80 Jahren so macht, die Rollos hoch und wundert sich:
Na nu: Familie Lovis alles runter?
Sind schon wieder Ferien oder sind die verreist?
Nach Studium des hauseigenen Kalenders:
Nö, keine Ferien!
Die müssten aufstehen.
Vielleicht haben die alle erst zur 2 Stunde.
Erst mal ein Käffchen trinken.
Phase 2: Käffchen getrunken, Pflegedienst vom Mann war da: 9:00 Uhr.
Bei Lovis‘ Familie sind immer noch alle Rollos runter.
Da wird doch nix passiert sein?
Können doch nicht alle auf einmal krank sein.
Da durchfuhr es sie wie ein Blitz: DIE GASHEIZUNG!!!
Phase 3: Alarmierung der weiteren Nachbarschaft: Anruf bei Jutta, Nachbarin zur Linken von Lovis. Mit Nadel-Willi redet ja keiner mehr, der ist nicht mehr Teil der Alarmierungskette. Wenn dessen Haus brennt wird nur die Feuerwehr gerufen, wenn das Feuer droht auf das eigene Haus überzugreifen.
Jutta schaut aus dem Fenster:
Oma Bollmeyer hat Recht.
Alle Rollos bei Lovis runter.
Sehr merkwürdig und die Sache mit der Gasheizung hat ihren Reiz.
Jutta versucht bei Lovis anzurufen, keiner geht ran (logisch, die hatte Telefon ausgeschaltet, wollte ja nicht gestört werden).
Phase 4: Jutta schickt ihren Mann Karsten rüber:
„Geh mal ums Haus, ob wirklich alle Rollos runter sind.“ Karsten tigert auftragsgemäß durch die Grünanlage und kommt mit der frohen Botschaft zurück: „Lovis‘ Schlafzimmerfenster ist auf.“
9:30 Uhr: Es ist zwar immer noch merkwürdig, aber man beschließt die Eingangstür zunächst nicht aufzustemmen.
Phase 5: 12 Uhr, immer noch alle Rollos runter. Karsten wird erneut geschickt mit dem raffinierten Auftrag nachzuschauen, ob die Zeitung reingeholt wurde.
Die Zeitung steckt in der Zeitungsrolle und das um 12:10 Uhr!!!
Der Puls steigt erneut. Rückruf bei Oma Bollmeyer, eingehende Beratung der Lage. Da fällt es Oma Bollmeyer siedendheiß: „Ich habe die Handynummer von Lovis.“
Phase 6: „Der Teilnehmer ist momentan nicht zu erreichen.“
Rückruf von Oma Bollmeyer bei Jutta, die ihr erklärt, dass mein Handy aus ist. Mittlerweile ist es 13 Uhr und ich zieh die Rollos hoch, schau auf mein Display vom Telefon. Hä, was wollte denn Jutta am frühen Morgen von mir. Egal, ich bin krank!
Phase 7: Kaum, dass das letzte Rollo oben ist, klingelt mein Telefon:
Jutta: „Was ist bei euch los! Ich habe gerade zu Karsten gesagt, wenn sich da bis 1 Uhr nix tut, ruf ich die Polizei. Die liegen da alle drei tot in ihren Betten.“
„Halbtot, Jutta, nur halbtot!“
Ist das nicht süß?
Also jedenfalls brauche ich mir keine Sorgen zu machen, wenn ich mal abnippel.
Wochenlang vor mich hinstinken tu ich nicht. Dafür sorgt meine funktionierende Nachbarschaft.