Die Buddelleiter

So, ihr Lieben, die Lovis hat ’ne Neue!

Neee, hab mich nicht neu orientiert!
Lohnt sich nicht für die paar Jahre, die mir der Herr noch schenkt!
Nö, ne neue Leiter!

Und wo kauft man Leitern?
Richtig!
Im Baumarkt!
Nachdem ich ja nun so einen üblen Abflug gemacht habe, beim letzten Mal Hecke stutzen und kein Interesse an weiteren blauen Flecken hatte, hielt ich die Augen auf nach einer Podestleiter.
Sicher ist sicher!
Und was soll ich sagen: Der liebe Gott ist ein Do-it-your-self Freund:

Letztes Wochenende in der Werbung: Hobby-Gerüstleiter 64,50 € statt 99 € bei TOOM.
Nun gut, ich bin eigentlich Obi-Fan und Obi von mir, geh auch ungern fremd, aber wenn man mich lockt …
Ich also Montagmorgen gut gelaunt auf den Mann an der Info zu, Prospekt im Anschlag.

„Mein Freund, wo stehen die Dinger, ich bin kaufwillig.“
„Müssewirbesteln.“
Mein Blick sagte ihm, dass ich geneigt war ihm einen kleinen juristischen Vortrag über die Bevorratung von Werbeangeboten zu halten, denn es sprudelte weiter aus ihm heraus:
„Wir hatten gaaaanz viele, alle wech. Aber ich bestelle die sofort für Sie.“ *kniefall*
Ok, wenn Männer winseln, werde ich schwach!
Wann ist sie da – zwei Wochen – ok, ich sage der Hecke, sie soll ihr Wachstum einstellen, bis dahin.

Zwei Tage später: Handy – Leiter da! *freu* – schnelle Wochen haben die da bei TOOM.
Ich schlage also vor Tatendrang strotzend an der Info-Theke auf.
Sch … – kein Mann, ein Mädel!
Böse Zungen unterstellen mir mitunter eine gewisse Voreingenommenheit dem männlichen Geschlecht gegenüber.
Das sind haltlose Verleumdungen. Es gibt Positionen, wo ich Männer sogar sehr schätze.
(Honi soit qui mal y pense):

Baumarkt-Infotheken gehören dazu.
Ich führe Fachgespräche nun mal ungern mit Schnucki, deren künstliche Fingernägel ein eindeutiges Statement gegen jede handwerkliche Arbeit sind.
Was sollte ich tun? Schnucki hatte nun mal Thekendienst.
Ich hielt also demonstrativ meinen Abholzettel hoch – Zeichensprache, so sagte mir mein Instinkt, versteht sie besser als verbale Kommunikation.
„Ich telefoniere mal für Sie“, flötete Schnucki und es imponierte mir schon ein wenig, wie sie es schaffte mit ihren 10 cm langen Nägeln dieses Kinder-Handy zu bedienen und auch noch den richtigen Anschluss zu bekommen.
„Die Leiter steht in der Gartenabteilung, bei den anderen Leitern.“
Naja, doch ganz nett die Kleine.
Ich also los, mit meinem Wägelchen, durch den gaaanzen Baumarkt.
Der ist groß – und Garten ist gaaanz hinten und draußen.

Leitern, Leitern, Leitern … – da!
Viele Leiter!
Große Leitern, kleine Leitern, nur nicht Lovis-Leitern.
Ich wendete also mit quietschenden Reifen und steuerte das Info-Center der Gartenabteilung an.
Mann-besetzt!
„Chef! Guckst du hier auf Abholzettel. Schnucki hat mich nach draußen geschickt. Da ist aber keine Lovis-Leiter, verstehst du?“
„Logo. Die ist ja auch im Lager!“
„Ok, Chef! Duuuuu, telefonierst mit Schnucki und erklärst ihr das blondinengerecht, ich mach mich persönlich auf den Weg zu ihr.“
Die 2,5 km durch den Baumarkt mach ich in unter 2 min.
Platziere mein Wägelchen und mich in Leibesgröße neben Schnucki und weise sie dezent darauf hin, dass seit zwei Minuten ihr Telefon klingelt. Ich verrate ihr auch gleich, dass das mein neuer Freund aus der Gartenabteilung ist, der da nach ihr verlangt.
Sie schaut aus Display: „Stimmt!“ strahlt sie und ist überzeugt, dass ich hellseherische Fähigkeiten habe.
Sie teilt mir die Neuigkeit persönlich mit: „Ihre Leiter ist im Lager!“
„Und was machen wir da?“ lächele ich sie freundlich an, „mal da anrufen?“
Ein Telefongespräch später: „Der bringt ihre Leiter gleich!“

Oooooooooooohhm, … alles wird gut!
Gleich kommt meine Leiter *dum di dum das Leben ist schön*

10 Minuten später!

Lovis steht vor der Infotheke *räusper* : „Schnucki? Kennst du mich noch? Ich bin die mit der Leiter. Ist noch gar nicht da, die Leiter.“
„Die ist im Lager. Der holt die ja gerade.“
„Welches Lager? Ihres hier oder jenes im Stammlager in München?“
„Hi, hi!“ (lustige Kundin).
„Und wenn wir einfach noch einmal durchklingeln, Schnucki? Wäre das ’ne Maßnahme?“
„Ich ruf da noch mal an!“
Ein Telefongespräch später:
„Die haben ein Problem, im Lager. Ihre Leiter hat sich verbuddelt.“

*staun*

V E R B U D D E L T !!! ??? !!!
„Meine Leiter hat WAAAAAAS getan? „
„Sie hat sich im Lager verbuddelt.“

Die will ich nicht!
Wenn die das bei mir im Schuppen auch macht!
Gerade neu gekauft und futsch ist sie, weil sie sich verbuddelt.
„Die im Lager graben sie jetzt wieder aus, kann noch einen kleinen Moment dauern. Vielleicht schauen Sie noch einmal hier im Markt, ob Sie nicht noch etwas gebrauchen können!“
„Nee, lass mal, Schnucki. Wenn ich im Baumarkt schaue, wird’s teuer.
Ich warte.“
Die Ankunft meiner Buddel-Leiter wollte ich auf keinen Fall verpassen.

Weitere 10 Minuten später.

Ein für TOOM Mitarbeiter ungewöhnlich transpirierender, nennen wir es mal Mann, schleppte eine in Cellophan gefesselt und geknebelte Buddelleiter an.
Groß war sie, offensichtlich schwer.
Und wenn Schnucki schon nicht das hellste Schäflein in Gottes Herde war, so toppte dieser Mitarbeiter dann alles an Intelligenz:
Er guckte auf mich – guckte auf meinen Baumarkt-Einkaufswagen und fragte:
„Wollen Sie die darauf mitnehmen?“

Nö, mein Freund, die montiere ich mir an meinen Autoschlüssel als Schlüsselanhänger und schlendere damit zum Parkplatz.