No sports, please!

Kegeln mit Gerti

Gestern Abend war nun endlich der von mir lang herbei gesehnte Kegelabend mit den Kollegen.
Frage: Was habe ich gegen Kegelabende mit Kollegen?
Antwort: Das Kegeln und die Kollegen!

Verschärfend kommt hinzu, dass meine Lieblingskollegin Gertrud regelmäßig diese Kollegiumstreffen mit sportlicher Betätigung organisiert.

Gertrud: Eine typische Sportlehrerin!
Kennt ihr Sportlehrer?
Das sind die faulen Säcke, die bereits im Studium genau wussten, welches Fach sie studieren müssen, um im Berufsleben eine ruhige Kugel zu schieben. Sport ist ein Nicht-Korrekturfach !!! Da kann man mit ein bisschen Berufserfahrung ohne Vor- und Nachbereitung und ohne das lästige Nachgucken von Klassenarbeiten gemächlich der Pensionsgrenze entgegen gehen.
Gern werden diese Fächer auch in Verbindung mit Biologie oder Erdkunde gewählt. Da kriegt man die Stunden mühelos mit einer Dauerkarte von der Kreisbildstelle rum.
Der Filmvorführschein ersetzt den Unterricht.
Diese Berufseinstellung würde mich nicht weiter tangieren (leben und leben lassen) wenn diese Sportlehrer nicht einen penetranten Missionierungseifer an den Tag legen würden:

Sport als Lebensphilosophie!
Ein Tag ohne Sport ist kein gelungener Tag!
Nur Sportler sind gesunde (wahre) Menschen!
Und: Sport musst du auch mal machen, regelmäßig, nur so ist das Leben lebenswert!

„ES MUSS DIR GEFALLEN, WENN ICH DICH BESPORTE !!!“

Tut es nicht!

Ich laufe nur, wenn ich auf der Flucht bin. Ist in diesem Leben noch nicht passiert! Stress mit dem Nachbarkindern in frühster Jugend mal nicht mitgerechnet.
Ich bewege mich von A nach B, weil ich irgendwo hin will. Weitere Strecken motorisiert, dafür wurde das Auto erfunden.
Die Strecke von A nach A entzieht sich jeglicher Logik. Warum rennt ein Mensch morgens vor dem Frühstück von Zuhause los, um eine Stunde später völlig außer Atem, verschwitzt und japsend wieder bei A anzukommen? Ich versteh’s nicht!

Bleib ich doch lieber zu Hause, trink ein Käffchen und lese die Tageszeitung, ganz entspannt auf dem Balkon!

Auch löst der Geruch von Turnhalle bei mir Ekel aus!
Das Gemisch aus Gummimatten und Schweiß ist etwas, was Masos in speziellen Studios zu schätzen wissen – ich nicht!
Kindheitserlebnisse mit hohem Frustrationsgehalt in diesen Anlagen, also Turnhallen, nicht Studios, sorgen dafür, dass ich diese Einrichtung meide, wo es geht.

Das alles interessiert Gertrud nicht!

„ES MUSS DIR GEFALLEN, WENN ICH DICH BESPORTE !!!“

Seit über 20 Jahren, so lange arbeite ich mit der Sportskanone schon zusammen, versucht sie mir die Vorteile einer sportlichen Betätigung schmackhaft zu machen. Seit über 20 Jahren verweigere ich die Begeisterung. Inzwischen tarne ich mich auch nicht mehr.
Ich bringe in aller Deutlichkeit meinen Missfallen gegenüber Kegel-, Wander- und Ruderausflügen zum Ausdruck.
Mit dem Erfolg, dass Gertrud ihren Missionseifer erhöht.
Sie scheint den Sinn ihres Lebens inzwischen darauf zu fokussieren, mich vom Sport zu begeistern.

Gestern Morgen nun (der Morgen vor dem großen, allseits beliebten Kegelabend) kam wieder einmal eine sooo blöde Bemerkung aus ihrer Richtung, dass ich mich spontan entschloss, einen Nachmittagstermin zu haben, der es leider, leider verhinderte, dass ich pünktlich um sechs beim Kegeln sein konnte.

Wie schade!

Ich schlug also völlig entspannt, nicht verschwitzt und nett gestylt um halb acht in der Lokalität auf. Gegen das gemeinschaftliche Essen hatte ich ja nix.

Pech! Die Bahn war bis acht gebucht!

„Lovis, … gut, dass du kommst, die eine Mannschaft hat einen zu wenig!“

Ultra-sch… (böses Wort mit sch), so hatte ich das nicht geplant.

Man arbeitete seit knapp zwei Stunden am Sieg. Ziel war es, wie man mir Sportlegastheniker erklärte, 100 Punkte zu erreichen, ohne eine Schnapszahl zu würfeln, eh, kegeln.

Ich verstand nur Bahnhof und man brüllte mir vereint ins Ohr:

„KEINE 7 !!! KEINE 7 !!! KEINE 7 !!! KEINE 7 !!! KEINE 7 !!! LOVIS!“

Ok, wenn dann die Quälerei hier ein Ende hat. Ich kegelte eine 5.
Zufrieden, ihr Sportskanonen?

Beifall brandete auf! Auf so einen Wurf wartete man seit Stunden!

„Nochmal, Lovis!“

NOCHMAL????

Diesmal grölte die Bande:

„5, SCHMEISS NE 5 !!! 5, SCHMEISS NE 5 !!! 5, SCHMEISS NE 5 !!!“

Vorsichtshalber drehte ich mich noch mal zu meinen Fans um und fragte:
„Wenn ich ’ne 5 werfe, haben wir gewonnen und das Spiel ist vorbei und wir gehen essen, ja?“

Man bestätigte und ich warf pflichtbewusst, zu meinem eigenen Erstaunen die verlangte 5. Normalerweise erreichen meine Kugeln nicht mal die Kegel. Aber ok, wenn es einem guten Zweck dient?!

Ich sag ja immer:
„Dinge, die einem keinen Spaß machen, soll man nicht in die Länge ziehen.“

Es ist ja nicht so, dass ich unsportlich bin: Ich mag ihn nur nicht!