Still halten, Lovis muss Dampf ablassen!
Es gibt so Tage, da halten einem die Leute den Adrenalinspiegel konstant am Anschlag.
Meine Große hat seit dem Halbjahr einen Super-Stundenplan.
Zweimal die Woche die 7. Stunde.
Das heißt: Sechs Stunden Schule, normal, eine Zwangsfreistunde mittags (damit die Mensa genutzt wird – 1000 Schüler in einer Stunde abfüttern klappt aber logistisch nicht, also isst da niemand: egal -> eine Stunde Mittag), danach noch eine Stunde Unterricht und dann der Höhepunkt:
Ein und ’ne halbe Stunde Warten auf den Bus, der sie die 7 km nach Hause fährt.
Das heißt, diese Kinder, die eh schon kaum Freizeit haben, hängen für diese dämliche 7. Stunde zwei und eine halbe Stunde sinnlos in der Gegend rum.
Ok, in der Mittagszeit werden die Hausaufgaben abgeschrieben.
Warum ich das alles erzähle?
Als treusorgende Mutter habe ich also mal fix einen Kinderabholdienst für diese elenden 7. Stunden Tage organisiert. Der Vater einer Klassenkameradin, ebenfalls berufstätig, und ich holen wechselweise die Kids an diesen Tagen von der Schule ab.
Das Kind der Nur-Hausfrau (permanent im Stress, bei Schnee kann sie nicht, bei Regen will sie nicht) nehmen wir auch mit.
Solche Leute muss man schonen.
Heute war ich dran.
Morgens normal zur Arbeit. Einsatzort Rinteln. Arbeitsende halb zwei.
Kein Problem, kann man bis halb drei nach Hameln locker schaffen.
Normalerweise sogar noch vorher ’ne Tasse Kaffee trinken.
Normalerweise!
Halb zwei: Handy!
Tochter 2.0: „Mama, die geben mir die Brille nicht!“
„Wie, jetzt?“
Tochter 2.0 war gestern beim Sehtest –> braucht eine neue Brille.
Gläser heute da, soll die Brille nach der Schule abholen.
„Gib mir mal Frau Optikerin!“
„Ja, nee, wir händigen Brillen nur an Kinder über 14 ohne Eltern aus. Bla, bla!“
Na, freu dich Tussi, ich bin sowieso auf dem Weg nach Hameln.
Also Zwischenstopp beim Optiker!
Sehr böser Blick meinerseits.
Entschuldigung vom Geschäftsführer!
„Kommt nicht wieder vor!“
Will ich hoffen.
So, nun hatte ich Zeitverzug.
Schlage um kurz vor halb drei bei der Schule auf.
Innenstadt Hameln.
Eng!
Sehr eng!
Alles Einbahnstraßen.
Fahre ich also auf den Schulhof drauf.
Nicht dass ihr denkt ich fahr nun in Schülermassen.
Nee, kein Schwanz da!
Außerdem parken da immer alle Eltern beim Elternsprechtag.
Da sind markierte Flächen.
Kids verladen.
Will vom Hof fahren, da hat doch der Sack von Hausmeister das Tor zugemacht und steht grinsend davor.
Wenn ich etwas leiden kann, dann wenn Leute mich erziehen wollen.
Er hat genau gesehen, dass ich da drauf gefahren bin.
Ein Einfaches: „Bitte parken sie hier nicht!“ … und ich wäre wieder gefahren.
So durfte ich mir noch seine Belehrungen anhören:
„Wir haben hier 1000 Schüler, wenn da alle Eltern hier halten, um ihre Kinder abzuholen, bla bla bla! „
Ich hatte keinen Bock auf Diskussionen und wenn ich richtig sauer werde neige ich zur Wortkargheit:
„MACHEN SIE DAS TOR AUF!“
So, ich fahre jetzt zum Training.
Und ich rate niemanden mich blöd von der Seite anzuquatschen!
Mir ist mental durchaus nach ’ner hübschen kleinen Schlägerei!