„Sag mal Lovis, warum ist Peter eigentlich ein Einzelkind geblieben?
Hast du nach ihm das Dating aufgegeben?
Biste kurz vor Kloster oder hat sich etwa einer erbarmt und du bist vom Markt?“
Fans können auch nerven!!!!
Vergnügungssüchtig seid ihr, alle miteinander!
Nein, ich halte euch keine Texte vor, schon gar nicht habe ich irgendwelche Geheimnisse vor euch, nie nicht! Es ist einfach so, dass die meisten Dates so schnarchnasen-langweilig verlaufen, dass ich sie euch nicht zumuten kann. Reicht ja, wenn ich dabei wegpenne.
Außer … ja außer … ok, der eine noch:
George Clooney
Auf seinen Bildern, und es waren viele, die er online stellte, war ein Traumtyp zu sehen, in allen Posen. Ein bisschen wie der junge George Clooney. Und welche Frau würde bei so einem Prachtexemplar nicht schwach. Nun ist eure Lovis ja nicht der primitive ‚Hauptsache-hübsch-und-willig‘ Typ. Nahein! Optik beeindruckt mich kaum, da muss schon noch in ganzen Sätzen gesprochen werden, damit ich willig werde.
Konnte er! Sogar lesen und schreiben konnte der Clooney, George und praktischerweise wohnte er keine Viertelautostunde von hier weg. Ging dann auch ganz fix mit dem daten.
Nun kennen eingeweihte Leser ja mein kleines Problem mit der Orientierung. Gerne verparke ich mal mein Auto und finde es erst nach Stunden wieder. Schick mich in den Lehrmittelraum, … zu welche Klasse muss ich zurück und wo finde ich die? ICH stehe zu meinen kleinen Schwächen und parkte daher meinen Kleinwagen auf einem mir bekannten Lehrerparkplatz in Rinteln. Rinteln ist nicht groß, aber groß genug sich zu verlaufen. Vorsicht ist die Mutter der … usw…. ihr wisst schon!
Parke also in der Nähe des Cafés auf einem mir bekannten Parkplatz, Lovis!!! Aufpassen!!! an der Kirche vorbei, erste Straße links, stehste direkt vor dem Café. Ist machbar! Auch beim Rückweg!
Soweit lief alles nach Plan!
George Clooney II erwartete mich vor dem Café und sah in echt eher aus wie der ältere Cousin von George Clooney, aber immer noch recht augenschmeichelnd. Okaay, zur Abwechslung mal ein Gutaussehender, warum nicht! Lass ich also einen lockeren Spruch raus zur Begrüßung, meint er: „Hä?“
Mhm, George hat akustische Probleme! Kann ja mal passieren!
Pointen werden nicht besser, wenn man sie wiederholt, aber noch gebe ich dem Knaben eine Chance und wiederhole mein Opening.
„Was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht!“, war die prompte Reaktion.
Sprechen kann man nicht, ohne Zähne zu zeigen! Dieser George hatte spitze, kleine Mäusezähnchen in einer Farbe, die du auf keinem Musterbogen eines Zahntechnikers findest. Mein schönes George Clooney Bild zerschmolz wie ein Schneemann in der Augustsonne.
Ok, da musste jetzt durch Lovis!
Wir steuerten stumm auf die Caféhaustür zu und George machte keinerlei Anstalten diese zu öffnen. Verstehe, selbst ist die Frau bei diesem Mann! Das Café hatte die heimelige Atmosphäre einer Eisdiele und George zeigte zum ersten Mal Initiative und wählte zielsicher den bescheidensten Platz im ganzen Lokal aus. Mittig! Rechts die zischende Espressomaschine, links ein Kaffeekränzchen Ü70, hinter uns die Garderobe.
Spitzenwahl, George, Chapeau!
Die sich anschließenden zwei Stunden erspare ich den geneigten Lesern, schlimm genug, dass ich sie ertragen musste. Zwei Stunden lang prahlte George, was für ein toller Hecht er doch sei. Riesenhütte, drei Alphas vor der Tür, die Unterhaltstabelle reicht nicht aus, weil sein Verdienst gar nicht mehr drauf steht, ja und Geschäfte hat er gemacht mit Nordafrika, da ging es um Millionen, aber er kann ja mit dem Marokkaner, er war ja schließlich in Frankreich bei der Fremdenlegion, aber nur, weil er mal Fallschirm springen wollte, usw. usw. Ich unterbrach ihn nur ein einziges Mal und fragte, was er denn im Moment beruflich so mache. „Ja, äh, am Montag beginnt ne Fortbildung … „
„Welche? Georgey, sprich?“
„Word und Excel, gefördert vom Arbeitsamt, mach ich nur mit, um Verbindungen zu knüpfen.“
„Ah ja! Wo sagtest du wohnst du im Moment?“
„Bei einem Freund, im Souterrain, das Haus ist ja bei der Scheidung über die Wupper gegangen!“
Year, 18 Uhr, das Cafè schließt. Die Show ist vorbei!
Nicht ganz!
Rückweg!
Lovis!!! Rechts die Straße runter, an der Kirche vorbei und dann geradeaus!
Herr Clooney ließ es sich nicht nehmen mich zu begleiten. An der Kirche vorbei … „ich muss da lang“ , ich zeigte die Straße runter.
„Nein! Zur Schule geht es da runter!“
„Ich bin gaaanz sicher, dass ich von da gekommen bin!“
„Hör mal, Kleine, ich bin gebürtiger Rintelner, ich werde doch wissen wo die Schule ist!“
„Georgey, es gibt hier drei Schulen, meinst du dieselbe wie ich?“ Jetzt war ich doch etwas verunsichert.
Er nicht! Mit dem Brustton eines Guerillakämpfers verteidigte er seine Route.
Ey, wenn ich irgendetwas Männern zutraue, dann ist es ein Orientierungssinn. Nie nicht habe ich mich an der Seite eines Mannes verlaufen. Die haben früher zielsicher den Weg von der Büffeljagd zur Höhle gefunden, die, die sich verlaufen haben, haben sich nicht vermehrt. An Darwins Gesetz wird nicht gerüttelt.
Ich berechnete also meine Route neu und folgte, wie es sich für eine brave Frau gehört, dem Manne!
Eine DREIVIERTELSTUNDE auf 10 cm Absätzen durch Rinteln!!!!
Immer drei Schritte hinter George.
Nach einer halben Stunde begann ich zu motzen: „Sag mal, du George Clooney für Arme, als Fährtensucher haben sie dich aber bei der Fremdenlegion nicht eingesetzt, oder?“
O-Antwort: „Im Gelände kann ich das!“
„Straßen verwirren dich, hä?“
„Oho, jetzt wird sie auch noch frech!“
Inzwischen waren die Gassen schmal und dunkel und mein Überlebenswille sagte mir, es sei besser die Klappe zu halten, bis mein Corsa in Sichtweite war.
Ziemlich angepi… grummelete ich dann aber los: „Wer hätte das gedacht, dass du die Schule doch noch findest?“ O-Ton: “ Na, auf diese Weise hattest du noch fast eine Stunde länger etwas von mir!“
Rein ins Auto, von innen verriegelt und den Mittelfinger hoch!
Bye-bye, George Clooney!