Ja, Lovis ist ein Luxusweib! Man umgebe mich mit Luxus, auf den Rest kann ich verzichten.
Und so wurde es auch höchste Zeit, dass ich mir ein verlängertes Wochenende in einer Fünf-Sterne-Hütte mit Spa Bereich gönnte. Großzügiger Sauna- und Spabereich, hervorragende Küche, perfekt ausgebildetes Personal, alle und alles die alles tun, damit der gestresste Lehrkörper sich entspannt.
Und wo bucht frau das?
Richtig! Bei Tchibo! Aber nicht weiter sagen.
Unser Weg führte ins ehemalige Grenzgebiet, Bad Sachsa in den Nobelschuppen Romantischer Irgendwas. Ein bisschen in die Jahre gekommen, aber insgesamt zu empfehlen. Nur eins dürft ihr nicht machen: Verlasst nicht das Hotel!!! Das ist, als wenn ihr im tiefsten Afrika den Schonraum des Reservats verlasst, gleich hinter den Hotelmauern fangen die Slams an. Da seht ihr Elend, das ihr nicht sehen wollt. Ureinwohner! Bleibt schön auf den Plüschteppichen und alles ist gut.
Die erste positive Überraschung erlebten wir gleich am Empfang. Der Boy, auf seinem Schildchen stand ‚ich lerne noch‘ *smile* zwinkerte mir verschwörungsvoll zu und raunte: „Wir haben sie geupgradet!“
Haltet mich für misstrauisch oder lebenserfahren, aber ich fragte sofort: „Was heißt das?“ „Und warum?“
„Tja, Sie sind das erste Mal bei uns und wir sind ein bisschen überbucht, da haben wir gedacht, wir tun Ihnen mal etwas Gutes. Statt Ihrem Doppelzimmer beziehen Sie unsere Juniorsuite. Sehr schönes Zimmer mit Blick zum See.“ Ist ja gut Kleiner, ich wehre mich ja schon gar nicht mehr.
‚Zimmer‘ war für die Übernachtungsmöglichkeit, die uns erwarteten ein sehr verniedlichender Ausdruck. Das waren eher zwei Zimmer mit einem Panoramabalkon und einem King Size Boxspringbett, das so groß war, dass ich den Herrn an meiner Seite nachts nicht mehr schnarchen hörte, so weit lag der entfernt. Diese Räumlichkeiten entsprachen schon einmal ganz meinem Geschmack.
Wir nutzen also fortan die Annehmlichkeiten, die das Haus so bot und freuten uns auf das Rhassoulbad, das im Tchibo Gesamtpaket inclusive war. Schämt euch nicht, wenn ihr nicht wisst, was oder wer Rhassoul ist, ich musste es auch googlen. Ah, türkisches Dampfbad mit Schlamm und so, reinigend, Peeling, ok, drauf mit der Pampe. Nun stiegen bei mir bei dem Wort Rhassoul und Türkei Assoziationen auf … wie soll ich sagen … knackiger Türke reibt mich mit Schlamm ein?
Lovis kann manchmal Ferkel sein.
Tja, Rhassoul hieß Gitta, war Ü50, heftig blondiert mit noch heftigerem Ostdialekt. Waren wir beide froh, als uns erklärt wurde, dass man sich hier selber einschmiert. Aber nicht mit Schlamm … nahein, mit … JOGURT!!!
„Erst mit Jogurt einreiben, dann geht das Licht aus und der Sternenhimmel geht an, dann reiben Sie sich mich Zucker und Zitrone ein und genießen 20 Minuten den Dampf. Die Regendusche, nicht erschrecken, kommt von oben und spült alles wieder ab. In der Zwischenzeit stelle ich Ihnen ein erfrischendes Getränk hin und Sie reiben sich anschließend mit wohlriechendem Öl ein.“
Gitta rappelte Ihren Text emotionslos herunter.
Ok, wenn wir schon mal hier sind … und das Ambiente, türkisches Dampfbad mit Mosaik, ist ja nicht ganz so übel. Habt ihr euch schon mal mit Jogurt eingerieben? Für den Fall das ihr darauf steht, legt ’ne Folie unter, ist ’ne Riesensauerei.
Licht aus, Sternenhimmel, Zucker, Zitrone, Dampf … mhm, alles recht unspektakulär. Originalpreis 40 Euro, frage mich wofür, wo man doch alles selber machen muss. Regendusche recht angenehm, wird man den Schmierkram wieder los, dachten wir. Brav begann ich danach meinen Luxuskörper mit dem Öl einzureiben, mein Begleiter weigerte sich standhaft. Männer ölen sich nicht ein. Aha! Hatte ich anders in Erinnerung, aber in diesem Fall tat er weise. Ich glänzte also wie eine Speckschwarte und roch nach altem Frittenfett, er glänzte nicht und roch dafür nach ranzigem Jogurt. Da also verwertete die ansonsten exzellente Küche ihre Reste. Beides sollten wir im Ruheraum einwirken lassen, so Gitta.
Davon wurde aber der Geruch nicht besser.
Ok, Erstversuch: heiße Dusche mit Duschgel.
Schnüffel, schnüffel!
„Du stinkst!“ „Du glänzt und stinkst!“
Sauna!!!
Da schwitzt man alles raus!
Ein Wunder, dass ich nicht von der Bank gerutscht bin!
Schnüffel, schnüffel!
„Du stinkst!“ „Du glänzt und stinkst!“
Whirlpool, 38 Grad, halbe Stunde!
Ok, ein bisschen besser, aber der Originalgeruch war erst nach dem dritten Saunagang und der dritten Dusche wieder hergestellt.
Solltest ihr jetzt also geneigt sein, diese insgesamt wohltuenden Wellnesstage beim Kaffeeröster zu buchen, nur zu, aber tauscht den Rhassoul gegen einen Drink an der Bar.