Winterzeit – Nadel-Willi-Durststrecken-Zeit!
Hattet ihr befürchtet!
Stimmt aber nicht!
Es gibt Neuigkeiten!
Hatte ich gestern Schwätzchen mit Jutta über die Hecke hinweg.
Das darf ich euch nicht vorenthalten!
Also: Nadel-Willi, nebst versoffener Gemahlin wird ziemlich zeitnah 70. Also beide werden 70, zusammen ergo 140.
Dieses Ereignis beabsichtigten die beiden ähnlich wie den gemeinsamen 60sten gebührend zu feiern.
Jedoch: Times are changing!
Will sagen, während vor 10 Jahren die Welt von Nadel-Willi noch in Ordnung war, hat sich inzwischen einiges geändert. Vor 10 Jahren war er gerade aus dem Berufsleben ausgestiegen und hatte noch keinen Nachbarn verklagt, da man ja mit anderen Dingen beschäftigt war. Er strebte, wenn auch vergeblich, das Amt des Bürgermeisters an, war also halbwegs ins Dorfleben integriert. Auf einer Beliebtheitsskala von 1-10 erreichten die beiden eine 4-5 und das reichte, um das Dorfgemeinschaftshaus mit 150 verfressenen Gästen zu füllen. Wir waren damals auch da. Übrigens auch seine ehemaligen Arbeitskollegen und sein ehemaliger Chef. Die Rede des Chefs hätte mir zu denken geben sollen:
„Es war ja nicht immer einfach mit ihm … aber nun haben wir es ja geschafft!“
Mhm, bei einer Abschiedsrede wird doch sonst nur gelobhudelt, wie bei einer Beerdigung?
Zehn Jahre nach diesem Ereignis steht Nadel-Willi nebst dauer-blauer Gattin auf der Beliebtheitsskala bei -100. Und das reicht eben nicht mehr fürs Dorfgemeinschaftshaus.
Bereits im August buchte er die Hütte, weiß ich von meinem Zeitungsausträger, dessen Frau führt den Kalender. Im Dezember verteilte er den ersten Schwung Einladungen und bereits eine Woche später bekam er den ersten Schwung Absagen. Die Leute sind aber auch nachtragend. Die komplette Straße hat sich geschlossen abgemeldet.
Nachbarn gegenüber, Anzeige wegen Hundegebell und Kindergeschrei, wollen nicht kommen.
Nachbarn zur rechten: Rechtsanwalt wegen Hecke, ist eingeschnappt, kommt nicht.
Ich habe gar nicht erst ’ne Einladung gekriegt.
Nachbarin gegenüber, die mit den Patchworkarbeiten, hatte im Sommer ’ne Austellung:
Alle Besucher, die mit einem Reifen auf dem Bürgersteig parkten bekamen eine
Anzeige. Ist die beleidigt: Kommt nicht!
Mein Juttalein übt Solidarität mit mir, außerdem wird ihr Menne dieses Jahr 60, da wäre ’ne Gegeneinladung fällig, will sie nicht, kommt nicht!
Freddy kommt nicht, wenn Jutta nicht kommt, außerdem geht er nicht zu Leuten, die wegen 10 cm Hecke Lovis verklagen.
Tja, und der Großbauer an der Ecke hat Nadel-Willi immer noch nicht verziehen, dass dieser die Freunde seines Sohnes anzeigte, weil diese zum 30sten Plakate im Dorf aufhingen: Wildes Plakatieren! Dass die Anzeige von Nadel-Willi kam, wissen wir, weil der Kumpel vom Sohn vom Bauern bei der Polizei arbeitet.
Tja, mit solchen Aktionen wird man nicht zum beliebtesten Dorfbewohner gewählt!
Also hat Nadel-Willi im Januar die Reserve mobilisiert und einen zweiten Schwung Einladungen verteilt. Da war Oma Bollmeyer schon sehr erstaunt, dass ihr seit zwei Jahren dement im Altenheim liegender Mann zum Geburtstag eingeladen wird. Außerdem war natürlich inzwischen auch die zweite Garde darüber informiert, dass sie hier als Ersatz eingeladen werden. Schwer im Stolz gekränkt folgte was folgen musste: Die zweite Absagewelle!
Dorfgemeinschaftshaus: 150 Plätze!
Selbst wenn man die Tischtennisplatten als Raumteiler in die Mitte stellt, sind die Lücken nicht zu vertuschen, wenn nur 20 Leute kommen.
War aber auch sehr ungeschickt von Nadel-Willi, seiner Tochter zu sagen, dass er sie wegen ihres ADHS bekloppten Sohnes nur im Sommer einlädt, um zu verhindern, dass dieser Verhaltensgestörte ihm die Wohnung demoliert. Damit fällt auch die Teilnahme der eigenen Familie flach.
Was tun?
Richtig: Canceln des Dorfgemeinschaftshauses und umbuchen auf eine kleine Gaststätte weit außerhalb des Ortes. Nützt ihm gar nichts, die Freundin von Juttas Tochter bedient da. Wir werden bestens informiert!
Klasse ist aber die Begründung, die er bei der Absage lieferte:
„Meine Frau kann nach ihrem Krankenhausaufenthalt die schweren Tische nicht schieben!“
Haben wir gelacht!
Offiziell hatte sie Galle! Macht euch keine Gedanken, wir sind dran … ich informiere euch, wenn mir der Arzt die Krankenakte geschickt hat.