Während die Telekom ja neuerdings mit Erotikstimmen versucht, die erregten Kundinnen zu beruhigen, gibt sich ihre alte Verwandtschaft, die Deutsche Post alle Mühe, meine Nerven zu ruinieren.
Einleitung:
Vergnügungssüchtig wie ich bin, bestelle ich mir online Karten für Dieter Nuhr bei. Dass ich gleichzeitig auch Karten für Atze Schröder gekauft habe, verschweige ich an dieser Stelle aus Prestigegründen.
Der Online-Dealer arbeitet zuverlässig und schnell, 24 Stunden später sind meine Karten unterwegs, weitere 24 Stunden später habe ich eine Benachrichtigungskarte meines Briefträgers im Kasten:
„Ich war da, du nix da, beweg deinen Hintern in die Postfiliale und hol dir dein Einschreiben selber ab!“
Das war am Mittwoch vor Himmelfahrt.
Super Termin: Erste Möglichkeit zum Abholen war am Brückentag, Freitag, dann, wenn es richtig voll ist und definitiv alle Parkhäuser besetzt sind.
Aber ich will meine Karten!
Halbe Stunde vor dem Parkhaus ist tolerabel.
45 min in der Schlange am Postschalter sind grenzwertig und adrenalinförderlich.
Richtig in Schwung kommt aber der stressresistente Lehrkörper, wenn das goldgelockte, nicht mehr taufrische Wesen hinter dem Schalter mir mitteilt:
„Finde ich nicht! Ist hier nicht! Ist nicht da!“
„Wie jetzt?
Ist nicht da?
Ihr habt meine Dieter Nuhr Karten verbummelt?“
Reicht mir Goldlöckchen eine Visitenkarte.
„Süße, du bist nicht mein Typ, lass die Anmachversuche!“
„Nee, ist die Hotline-Nummer der Post für verloren gegangene Sendungen.“
Nun kriege ich ja regelmäßig hektische Flecken bei dem Wort ‚Hotline Nummer‘, speziell bei Telecom/Post Hotline-Nummern komm ich seit meinem Internetwechsel zügig in Wallung. Wir vergessen nicht die halbe Stunde vor dem Parkhaus und die Dreiviertelstunde in der Schlange.
Ich war schon vor dem Wählen der Nummer in Hochform.
„Hier ist, laber, laber, “ (stundenlanger Ansagetext), „… laber, … etwa 5 min Wartezeit, … laber… „.
Nun warte ich auf Wartemusik, zwecks Unterhaltung.
Niente: die Post nutzt die Warteschleife für
WERBUNG!
Meine Halsschlagader tritt deutlich hervor und ich beginne den, in der Schlange Wartenden mitzuteilen, dass ich die HOTLINE NUMMER der Post benutze und die mich gerade mit Werbung vollquatschen. Dabei muss ich wohl das Kommando „sagen Sie bitte Service/Nachforschung wenn Sie …“ verpasst haben.
Schweigen in der Serviceleitung – Ende!
Ich zurück zu Goldlöckchen!
„Deine Scheisendrecksnummer funzt nicht, Tussi! Ich neige zu Bluthochdruck in Verbindung mit Aggressionsstau ….mach was!!!!!“
Tussi: „Laber, laber, müssen Sie sagen ‚Service/Nachforschung‘, laber, laber, noch einmal machen.“
Also von vorne:
„Hier ist, laber, laber, “ (stundenlanger Ansagetext), „… laber, … etwa 5 min Wartezeit, … laber… „. Werbung, „… laber, laber,“ ich brülle:
„SERVICE NAAAACHFOOOORRRRSCHUNG!!!!“
Ok, die in der Schlange wussten ja bereits, mit wem ich rede.
Der Kerl am anderen Ende nimmt sich des Problems an und meinte am Ende:
„Sie müssen sich ab jetzt um nichts mehr kümmern.“
Dieser Satz macht mich regelmäßig misstrauisch!
Eine Woche geht ins Land: Nichts passiert!
Meine Nerven hatten sich soweit beruhigt, dass ich ein weiteres Mal die Hotline Nummer bemühte. Ihr wisst was jetzt kommt:
„Hier ist, laber, laber, “ (stundenlanger Ansagetext), „… laber, … etwa 5 min Wartezeit, … laber… „, Werbung, Brüllen des Codewortes, Erklären des Anliegens, …
„Wir forschen intensiv nach Ihrer Sendung, Sie hören von uns.“
Nicht mit mir, ihr Gangster!!!
Wahrscheinlich habt ihr euch längst meine Dieter Nuhr Karten unter den Nagel gerissen, die Primitiveren von euch, die Atze Schröder Karten.
Ruf ich bei der kostenpflichtigen Servicenummer des Online-Dealers meines Vertrauens an.
Ok, DAS ist Service!
Erfahre ich von der erstaunten Mitarbeiterin, dass ICH als Kunde gar keinen Nachforschungsantrag stellen kann, sondern dass dies IMMER der Versender tun muss.
Sehr interessant!
5 Stunden später die Mail von des Onlinehändlers, man forsche, kann aber 3 Wochen dauern.
Klasse!
Wer will schon zu Dieter Nuhr.
Gestern, oh Wunder, Post von der Post.
Also richtige Post, so aus Papier, im Briefkasten.
„Wir haben intensiv nach der Sendung gesucht! Mit Erfolg!“ (die platzten vor Stolz).
„Sie können sie in der Filiale abholen.“
Habe ich heute gemacht: Einschreiben da, Karten drin, alles fein!
Auf meinem Einschreiben klebte ein handgeschriebener Zettel:
„WIR SUCHEN MAL WIEDER EIN EINSCHREIBEN!“
Aha!
Eine Insiderinformation!
Nicht für den Kunden bestimmt, aber ausgesprochen aufschlussreich!
Egal, ich habe meine Karten.
Wieder zu Hause angekommen finde ich folgende Briefe der Post im Kasten:
Brief 1: „Es tut uns leid, ihr Einschreiben war auch nach intensiver Suche nicht zu finden!“
Brief 2: „Bitte füllen sie folgenden Nachforschungssantrag aus:
Kreuzen Sie bitte an:
Habe Sendung vom Zusteller erhalten
Habe Sendung im Briefkasten vorgefunden
Habe Sendung in der Filiale abgeholt
oder
Habe Sendung bis heute nicht erhalten.“
Ja ne, is klar, ne?