Bisher war ich der naiven Ansicht, Besitzerin von netten, hübschen Katern zu sein.
Blödsinn! Niemand ist der Besitzer der Gattung Felidae, jeder Katzenbesitz… äh, jeder, der die Ehre hat, dass eine dieser Spezies geruht bei ihm zu residieren, weiß wovon ich rede.
Wir sind Futterlieferanten, aber bitte Qualitätskatzenfutter, „… quatsch Katzenfutter, rück die Filetsteaks vom Koberind raus“, Kloreiniger, “ … aber bitte porentief und im Stundentakt und nee, die Katzenstreu mag ich nicht“, und … wenn es den Herren und Damen genehm ist und sie ihre schmusigen fünf Minuten haben, dürfen wir geruhen, sie körperlich zu verwöhnen, nach genauen, täglich wechselnden Regeln, sonst setzt es Krallen.
Normal!
Wie diese gottgleichen Nachkommen Bastets aber wirklich denken, erfuhr ich, als ich folgenden Briefwechsel zwischen meinem, äh, t’schulligung, dem Kater, dem ich gehöre, Elvis, und seinem best Buddy Jingo auf meinem Rechner entdeckte. Doch! Der Rechner gehört noch mir, Elvis!
Lieber Elvis,
du tust mir echt Leid!
gekochte Hühnerflügelchen bekommst du von der geizigen Alten? Und ihre Kinder müssen sich aus der übrig gebliebenen Brühe ein Süppchen kochen oder wie?
Bei uns läuft das anders ab, wir haben unser Personal da ganz anders erzogen.
Bei uns gibt es Filet, von Hühnern die in der Camargue aufgewachsen sind und mit Mais aus der Karibik gefüttert wurden. Nachdem sie unter Hypnose geschlachtet wurden, zerlegt sie ein französischer 5-Sterne-Koch. Danach werden die Filets mit einem Flugzeug der Air-Force-One nach Deutschland geflogen und im Feinkostladen auf vorher definierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit gebracht.
Unser Personal lässt die Filets wöchentlich liefern und bereitet sie in einem güldenen Topf, im Wasser aus einer Quelle der Rocky Mountains zu.
Mundgerecht zerlegt, verziert mit einem Arrangement aus Wildkräutern werden uns dann drei Portionen auf dem Silbertablett serviert!
So isst die Katze von Welt…………. aber es ist ja so schwer, heutzutage vernünftiges Personal zu bekommen und Akademikerinnen sind ohnehin versaut.
Beste Grüße
Jingo
Och Jingo,
nun gib mal nicht an wie 10 nackte Neger.
Ich habe hier die Olle super im Griff.
Die Sache mit der Suppe ist einfach blöd gelaufen. Riecht voll nach legga Suppe, ist schwer wie’n Truthahn, habbisch siegessicher in mein Versteck geschleppt und dann hat sich der Braten in Luft aufgelöst.
Watt deine maisgefütterten Camargue Viecher angeht, sacht Mischa mein Kumpel, datt is der Kollege von draußen, also ’n richtiger Kerl, also der sacht man schmeckt keinen Unterschied zwischen Aldi Kühltruhe und Freifang vom Bauernhof gegenüber. Bloß der Adrenalin-Kick wegen dem Hofhund löst noch ein leichtes Kribbeln unter seinen Fußsohlen aus. Geschmacklich null Unterschied.
Deine silbernen Teller beeindrucken mich auch nicht. Leggere Sachen esse ich nie vom Teller oder aus der Schüssel. Die trage ich zum Teppich. Da entwickeln sie erst ihr volles Aroma und die Futterstelle verströmt noch nach Tagen einen wohligen Geruch. Nett auch, wenn das Personal barfuß auf einen ollen Hühnerknochen tritt. Klingt dann ein bisschen wie rollige Katze im Stadium drei, wenn de verstehst was ich meine.
By the way, meiner einer übergibt sich auch am liebsten auf Teppich. Gar nicht so einfach, bei 90 % Fliesen oder Parkett es immer noch rechtzeitig bis zu einem der wenigen Teppiche zu schaffen. Alternativ bleibt da manchmal nur die hinterste Sofaecke.
Es ist zu komisch, wenn sie dann alle aufspringen und mir neue Namen geben.
Ich tu das aber nur zu ihrem besten.
Sie sind meine absoluten Fans und würden mich in ihrer Liebe sonst zu sehr belästigen.
Irgendwann braucht Kater ja auch mal seine Ruhe.
So wie jetzt zum Beispiel, machet jut Kumpel,
dein Elvis
PS: Beim nächsten Mal erzähle ich dir, wie ich sie mit meinen Toilettengängen zur Weißglut treibe.
Lieber Elvis,
es tut mir ja Leid aber dieses ‚Proleten-Verhalten‘ korrespondiert so gar nicht meiner Natur!
Ich stamme aus einer exklusiven Zucht!
Im Übrigen: ‚….10 nackte Neger…‘ entspricht nicht der gepflegten Konversation, wie ich sie bevorzuge! ’10 maximal Pigmentierte…‘ trifft eher meinen Geschmack.
Es liegt mir fern hier ‚anzugeben‘ oder einen Eindruck erwecken zu wollen, der nicht der Wahrheit entspricht. Mein Naturell entspricht nun mal dem einer Elfe und meine Erziehung hat eine Dimension erreicht, wie sie sonst nur in Königshäusern anzutreffen ist.
Ich bin doch einigermaßen erschüttert, wie schlecht du von deinen Menschen behandelt wirst.
Still, leise, zart, rücksichtsvoll, elegant, klug, mutig, anmutig, sensibel, korrekt, ………… so wie wir sind, sollten sie uns behandeln.
Beste Grüße
Jingo
MOOOOOMENT!!! mein lieber Freund, Jingo!
Elfe, bzw. Elfie ist immer noch mein Spitzname, und das ja wohl nicht ohne Grund.
Jedenfalls nennt meine One-and-Only mich immer so.
„Meine kleine süße Elfe“, sagt sie immer zu mir.
Woraufhin die Alte hier immer sagt: „Ja, grazil wie eine Elfe … oder wie heißt das große, graue Tier mit Rüssel.“
Aber was die sagt, interessiert mich sowie nicht.
Die soll das Futter ranbringen und die Klos sauber halten und mich ansonsten nicht belästigen.
Aber selbst das mit den Klos kriegt sie nicht anständig gebacken.
Es ist ja keine Kunst, sich wie ein Aristokrat zu benehmen, wenn man aus so gutem Hause kommt wie du.
Ich bin in einer Pappschachtel aufgewachsen.
Drei meiner Geschwister wurden nach der Geburt ‚hinters Haus gebracht‘.
Ich habe sie nie wieder gesehen.
Das nennt man frühkindliches Trauma und meine One-ans-Only sagt, dass alle kleinen ‚Angewohnheiten‘, die ich habe davon kommen.
Und die hat immer Recht.
Eine dieser Angewohnheiten ist es, dass ich nicht mit Katzenstreu in Berührung kommen möchte, erst recht nicht, wenn da die Prinzessin, so nenne ich hier immer meinen halbseidenen Kollegen hier, schon sein Baba reingemacht hat.
Beim Pinkeln löse ich das Problem mit Technik.
Ich balanciere mit allen vier Pfoten auf dem Rand und strunze mit der Dezibel-Lautstärke eines startenden Düsenjet an die Wand. Das macht Eindruck!
Vor allem die Prinzessin staunt jedes Mal!
Das liegt aber an seinem Intelligenz-Quotienten, der im nicht messbaren Bereich liegt.
Der vergisst das einfach von Mal zu Mal!
Hübsch aber blöd, sag ich immer!
Wir waren beim Kloproblem: Schwieriger gestaltet sich die Lage bei Geschäften, die sagen wir einmal, etwas mehr Druck erfordern.
Da könnte der Balanceakt auf dem Rand damit enden, dass ich wahlweise auf die Schnauze oder Gott-bewahre mit dem Hintern in der Kloschüssel lande.
Da gibt es nur zwei Möglichkeiten:
Entweder, die Katzenstreu ist pikobello sauber, dann bequeme ich mich zu einem Insider.
Verkratzen kann das dann die Prinzessin.
Ich fass das Zeug nicht an!
Oder aber eben: Es wird ein Outsider!
Wenn ihr versteht was ich meine!
Direkt neben die Kiste.
Suchen brauchen sie ihn nicht!
Da bin ich Kumpel!
Aber mal ehrlich: Die sind hier zu dritt!
Wenn sie kein Interesse an Outsidern haben, sollen sie doch Schichtdienst neben dem Klo machen.
Acht Stunden sind schnell rum!
Und jedes Mal wenn die Prinzessin da Baba rein macht –> wegmachen!
Elfen sind sensibel!
Gruß, Elvis
Hallo Elvis,
ja gut…. die Geschichte mit den ‚Outsidern‘ kann ich nachvollziehen. Das geht bei mir auch ganz schnell, wenn eine/einer der anderen Katzen das Klo benutzt hat!
Ich kann auch sehr gut ganze Streutüten im Vorkeller verteilen, bzw. den Inhalt. Tüte aufpopeln, Streu großzügig verteilen, reinmachen und laut quietschend weglaufen……….
Nur mal so als Tipp,
besten Gruß,
Jingo
Ey, Jingo,
geile Idee, Kumpel, das mit der Streu!
Muss ich ausprobieren!
Aber hömma, Alder! Gestern Abend ist mir der Coup meines Lebens gelungen.
Setz dich hin und lerne von den Großen.
Meine drei haben ja so die Angewohnheit abends an den Safe zu tigern. So nenne ich das Teil mit den leckeren Lebensmitteln drin, das in der Küche auf unerreichbarer Höhe steht. Dort holen sie sich die Reste vom Abendessen oder sonstige Leckereien.
Da heißt es a u f p a s s e n !!!
Holt sich also die Alte gestern Abend ein Stück Hähnchenbrust aus dem Safe.
Ich sterbe für Hähnchen, wahlweise Pute.
Und sie fängt an zu mampfen – keine Anzeichen der verhungernden kleinen Elfe was abzugeben.
Sitz auf dem Sofa und erzählt – Hähnchen in der Hand!
Die gucken hier kein Fernsehen!
Nee!
Die Flimmerkiste läuft und die labern!
Mit Händen und Füßen!
Kraft meines Hochleistungscomputers im Oberstübchen war schnell ein Plan ausgearbeitet.
Habe mich lautlos und unsichtbar auf der Fensterbank positioniert.
Grau ist eine super Tarnfarbe.
Die Alte unter mir auf dem Sofa voll am Erzählen und Gestikulieren.
Die kann nicht ohne Hände und Arme labern, die Olle.
Dann kam er, der Meister-Sprung: Von der Fensterbank – übers Sofa – im Flug das Hähnchenstück aus der Hand geschnappt – Weiterflug auf den Teppich – und gelungene Flucht ins Treppenhaus.
Ich sach ja immer: Mit Adrenalin schmeckt alles noch mal so lecker!
Das kleine Personal hat sich weggeschmissen vor Lachen – die Alte hat noch blöder geguckt als sonst.
Gruß, Elvis
Hallo Kumpel!
Sportlich, sportlich, mein Lieber! Hätte hier nicht geklappt.
Meinem Personal kann man nichts klauen! Das hat geschärfte Sinne und ist immer in Alarmbereitschaft! Durchtrainiert und strategisch immer auf Zack! Außerdem ernährt es sich vorzugsweise von gesunden Sachen (Obst und Gemüse), die ich eh nicht mag.
Ich hab‘ ’ne gute Masche den Chef hier um den Finger zu wickeln…….
Wenn der von der Arbeit kommt, platziere ich mich in der oberen Etage. Sobald er das Haus betritt, laufe…..nein HÜPFE (das ist äußerst wichtig, hüpfen wie ein Kaninchen!) ich, laut quiekend die Treppe runter.
Mit hoch aufgerichtetem Schwanz umkreise ich ihn und quietsche dabei vor Freude (denkt er).
Leute, ich sag‘ Euch, von dem kriege ich ALLES !
Quietschen ist sowieso cool. Mein Kumpel hier miaut den ganzen Tag, den nimmt gar keiner mehr wahr.
Aber quietschen, also Katzenbabysprache lässt jedes Menschenherz dahinschmelzen. Sofort rufen alle „Quietscher, was ist denn los?“ Dann werde ich gestreichelt und gekrault, gefüttert und umsorgt…..
Beste Grüße,
Jingo
Ey, Jingo?
Haste schon mal ein Katzenmädchen getroffen?
Ich meine in echt?
Die sind voll fies!
Ich hab schon mal!
Da hat mein Kumpel der Mischa sich so ’ne Kleine angelacht.
Die hatte gleich vier Lütte im Schlepp.
Der Angeber ist im ganzen Dorf rumgerannt mit stolz geschwellter Brust und hat behauptet es seien seine. Soll ja keiner wissen, dass er nur noch ’ne Luftpumpe hat – von wegen dem Respekt und so.
Aber du hältst ja dicht!
Jedenfalls besuche ich den Mischa ab und an.
Wir haben hier die ersten vier Wochen drinnen zusammen gewohnt, der kennt mich noch.
Wie sind Kumpel!
Ich also raus, seh die Kleine und will mal höflich Nase-Nase machen.
Ey, da schmiert die mir eine!
Ohne Vorwarnung – ohne Ohren anlegen – ohne Knurren!
Aus dem Stand – whhaaammmm!
Ich hatte ne echte Schramme auf der Nase!
Mädels sind so blöd!
Wahre Freundschaft gibt es nur unter Männern,
Gruß, Elvis
Lieber Elvis,
ich kenne die Problematik, hier bei uns wohnt ja auch so ’ne Olle! Die faucht mich auch immer an. Mein Kumpel kommt mit ihr gut zurecht, der hat einfach mal zurück gefaucht als er hier einzog.
Beste Grüße, Jingo
Hi Jingo,
Kumpel, mein Leben ist in Gefahr!
Die wollen mich hier umbringen!
Nicht an jedem Tag – aber an manchen!
Manchmal versuchen sie es mit Gift!
Aber ich bin schlau.
An diesen Tagen fresse ich nix aus der Hand!
Dann sagen sie: „Elvis, spinn nicht rum, das ist nicht vergiftet!“
Aber nicht mit mir!
Am schlimmsten ist die Alte!
Der traue ich sowieso nicht über den Weg.
Schon gar nicht an Mördertagen!
Heute war wieder so ein Wir-killen-den-Elvis-Tag!
Ich komme verpennt, aber misstrauisch die Treppe hoch.
Da kommt die Olle aus dem Schlafzimmer, ebenfalls verpennt und stürzt sich auf mich.
Sie behauptet, sie wäre gestolpert, aber ich weiß es besser!
Sie wollte mir ans Leder!
Ich also ein Raketenflucht-Start!
Haste schon mal versucht auf Fliesen zu starten, Kumpel?
Gefühlte drei Stunden habe ich mit den Krallen in der Luft gestrampelt, bis ich endlich Gripp unter den Pfoten hatte.
Nun war ich vollends in Panik, habe die Laterne nicht gesehen und bin voll reingekracht. Richtungswechsel, Vollspeed gegen die Badezimmertür, endlich Fluchtweg gen Treppenhaus gefunden und den Rest des Vormittags unter dem Bett verbracht.
Aber sie hat mich nicht gekriegt!
Auf ihren Kommentar hin: „Dein Kater hatt’se nicht alle“, meinte meine One-and-Only nur, man solle endlich Rücksicht auf meine schwere Kindheit nehmen.
Mit panischen Grüßen,
dein noch lebender Kumpel,
Elvis
… Fortsetzung folgt!