Allergie und so’n Scheiß

Ich geh ja eher zögerlich zum Arzt.
Meine, sagen wir mal, marginalen Vorurteile dieser Berufsgruppe gegenüber mögen hierin ihre Ursache haben. Ich geh erst hin, wenn ich den Kopp unter dem Arm habe oder ein Weh-Weh-chen sich über Monate hinzieht.
Ich sage immer: „Kommt von alleine – geht von alleine!“
Klappt meistens!
Nun hatte ich ja, wie ihr wisst von Weihnachten wenig gesehen, da aufgrund einer Haselnussallergie meine Augen derart zu schwollen, dass ich den Tannenbaum nur noch als schemenhaftes Lichtermeer wahrnahm. Zweiter Anfall im Januar nach einem einzigen Löffelchen Nutella: Ich sah aus, als hätte ich mich mit beiden Klitschkos geprügelt.

Das meine Optik unwesentlich darunter litt, war weniger mein Problem, als der Gedanke, dass statt der Augen ja auch mal mein einziger Atemweg zu schwellen könnte …
Heute mein dritter Termin bei der Allergologin.

1. Termin: „Ah, (blätter in der elektronischen Patientendatei) Sie waren schon einmal (äh, vor 10 Jahren) bei uns. Sie sind ja Allergikerin: Beifuß und Katze!“

Ich: „Äh, aber ich habe keine Probleme in der Nähe von Katzen und was Beifuß ist, weiß ich nicht!“
Antwort der Ärztin: „Sie sind Allergikerin, steht in der Akte, einmal Allergie, bleibt Allergie, die geht ja nicht weg!“

Hm, bisschen autoritär die olle Kampflesbe!
Halte ich also meine Klappe!

Erster und zweiter Pricktest negativ! Keine Allergie!
Ich frage die Sprechstundenhilfe: „War da schon Haselnuss dabei? Deshalb bin ich hier!“
Sie: „Ja, die war beim 1. Mal dabei! Darauf sind Sie nicht allergisch.“
Ich erkläre ihr, dass ich ja nicht auf Kontakt, sondern nach dem Essen allergisch reagiere.
Sie: „Äh, ja, äh, deshalb haben wir ja den Bluttest gemacht.“
Ich: „Und? Was ist da rausgekommen?“

„Sie sind nicht auf Gräser und Haustiere allergisch!“
„Auch nicht auf Beifuß und Katze?“
„Nein, wieso fragen Sie?“

Einmal Allergiker, immer Allergiker!

Und ich habe 10 Jahre lang Katzen mit Beifüßen gemieden!
Habe ja gleich dem Arzt damals ’nen Vogel gezeigt!
Doch nun frage ich, penetrant wie ich bin, noch einmal nach: „Und was ist mit Haselnüssen?“

Sie: „Haselnüsse?“

„Jaaaaa, Haselnüsse?“

„Äh, Lebensmittel haben wir im Blut nicht testen lassen! Das ist eine Extragruppe!“

Gebt mir eine Wolldecke zum Reinbeißen!

Kommt die Ärztin rein.
Ich: „Das Ergebnis vom Bluttest ist da. Anders als bei dem Test vor 10 Jahren bin ich nicht gegen beifüßige Katzen allergisch.“

Sie: „Kann durchaus sein, Allergien verschwinden auch mal!“

„Hä?
Einmal Allergiker, immer Allergiker?“

„Weißkittel? By the way, du hast die falsche Gruppe testen lassen.
Gräser und Haustiere esse ich selten.
Haselnüsse waren der Feind!“

Huiii, da hatte ich am Königinnen Thron gesägt!
Man müsse immer erst Gräser ausschließen, dann kommen die anderen Gruppen dran, dann müsse man eben noch einmal Blut abnehmen, wäre ja kein Problem.

Wenn mir jemand so agro kommt, werde ich ja gaaaanz ruhig, ne!

Lächel also lieb (aufpassen, wenn ich lieb lächel) und säusele: „Sie brauchen kein zweites Mal Blut abzunehmen. Die im Labor frieren immer etwas ein, die Untersuchung können Sie nachordern.“
Was‘ n Glück, dass ich mich mit der Sprechstundenhilfe vorher so nett unterhalten hatte. Insider-Wissen, lieb lächelnd vorgebracht killt agro Kampflesbe!

Die schnauzt stellvertretend für mich ihre Sprechstundenhilfe an und befiehlt in allerbester Feldherrenmanier die Nachorderung der fehlenden Untersuchung!

Ich verwette jetzt schon meine beifüßigen Katzen, dass bei der ganzen Untersuchung nix rauskommt.
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Nachtrag:
Genau so war es … zig Pricktestungen, Blutabnahmen … die Kundin ist ja Privatpatientin: „Sie haben keine Allergie, Sie haben offenbar eine Lebensmittelunverträglichkeit.
Finden Sie gefälligst selber raus, was Sie nicht abkönnen und essen Sie es nicht mehr.“

Sherlock Holmes gleich habe ich dann eruiert … Symptome treten nur im Winter auf, im Sommer kann ich alles essen. Ergo, was gibt es im Winter, was es im Sommer nicht gibt?
Vieles!
Brachte mich zunächst nicht nach vorne.
Als ich im nächsten Jahr zum ersten Mal die Heizung aufdrehte und augenblicklich meine Augen, incl. der Rest vom Gesicht zu schwollen, dämmerte mir: Es ist die Heizung!

„Kann nicht sein“, sagte die Ärztin (und verordnete mir Kortison).
„Kann nicht sein“, sagte mein Installateur (und machte einen Kostenvoranschlag in Millionenhöhe)

„Raus mit den Heizkörpern!“ sagte ich (was nützt mir die Kohle, wenn ich ersticke).

… und siehe da
… nachdem die alten Dreckschleudern raus waren
… alles gut!

Endgültig bankrott – aber schön!