Erneute Posse des Brandschutzes

2.12.17
Der Brandschutz war ja schon öfter Thema bei mir und auch wenn es einige Leser nicht glauben wollte, ich habe nie übertrieben. Schul- und Altenheimflure sind kahl wie bei einer Renovierung, Klassenräume von Grundschülern lassen sich aus Sicherheitsgründen nur von durchtrainierten Lehrkörpern, wie den eurer Lovis mit einem Kampfschrei BANNZAAIIII öffnen und 200 Grundschüler müssen sich fünf Mal am Tag in einer 3 m x 4 m Große Garderobe umziehen, weil Jacken in Fluren brennen. Ganze Schultrakte werden geschlossen, in einem kleinen Dorf bei Hameln findet seit Jahren kein PC Unterricht mehr statt, die Laptops stehen in der 1. Etage.
Keiner regt sich mehr auf und da Schulbegehungen Tage vorher angekündigt werden, werden die Türen mit eigens vom Hausmeister geschnitzten Holzkeilen offen gehalten, die fluks im Ernstfall, also nicht wenn es brennt, sondern wenn die Schulbegehung stattfindet, wieder eingesammelt werden.

Was aber heute in der DeWeZet stand lässt einen Blick auf den Kalender werfen.
Nein, wir schreiben den 2.Dezember 2017, nicht den 1. April!
Wir befinden uns in einer Hamelner Schule. Einer Fachoberschule, von Lovis liebevoll Puddingschule genannt, was jedes Mal, aber wirklich jedes Mal die Halsschlagadern der dort arbeitenden Pädagoginnen anschwellen lässt. Leute, ich meine das doch nicht abwertend! Ich doch nicht!
Wenn eure Schülerinnen zu zwei Drittel mit einem Abschluss, der sich Abi nennt, mit einer eins vor dem Komma die Schule verlassen, spricht das doch eindeutig für Qualität. Und wenn die dann zu 75% an den Universitäten ihr Studium abbrechen, darüber gibt es endlich Zahlen, sagt das doch ebenso eindeutig etwas über die Hochschulreife aus, die an eurer Schule ausgestellt wird.
Ich schweife ab.
Wir befinden uns also in der Puddingschule und neuerdings steht doch ein Wachmann vor dem Lehrerzimmer und passt auf. Worauf? Schützt er den Lehrkörper vor den Schülerinnen oder umgekehrt? Nahein! Er hält Brandwache! Kennt man aus dem Mittelalter. Da war der Job wichtig, eng gebautes Fachwerk, offenes Feuer, kein Telefon, Löschen mit Eimerchen, da macht das Sinn.
Aber in der heutigen Zeit?
Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?
Weit gefehlt! Die Brandschutzbeauftragte hat wieder zugeschlagen.
Dem Lehrerzimmer dieser Anstalt fehlt … oh Schreck … der zweite Ausgang. Wir befinden uns in der ersten Etage, aber Fenster, die man ggf. öffnen könnte, um sich die 2,50 m in ein Sprungtuch plumpsen zu lassen, haben die da wohl auch nicht. Nun muss dieser Wachmann wohl darauf achten, dass die atmosphärengeilen Lehrerinnen in der Weihnachtszeit nicht etwa ein Kerzchen anzünden. Sollten sie es heimlich unter dem Tisch doch tun, dabei die Tischdecke in Brand setzen, ja dann kommt die Stunde des Wachmanns: Er ruft die Feuerwehr an!
Zur Beruhigung der Steuerzahler, seine Stunden sind gezählt. Im Januar ziehen die Lehrer in einen Klassenraum im Erdgeschoss, der dann allerdings als Klassenraum fehlt und in eine andere Schule ausgewichen werden muss. Auch ist der Mann kein hauptamtlicher Feuerwehrmann, so dass nicht befürchtet werden muss, dass in Hameln die Häuser aufgrund von Personalmangel abfackeln, während sich vor einem Lehrerzimmer ein Feuerwehrmann ganztägig die Füße platt steht.
Spätestens 2022 ist das Problem dann endgültig vom Tisch, 2020 wird mit dem Bau der neuen Schule begonnen, 2022 ist sie bezugsfertig, garantiert nach allen Vorschriften des Brandschutzes.